Geschichte des Vereins
Das NIETZSCHE-FORUM MÜNCHEN E.V. ist eine kulturphilosophische Einrichtung, die in München eine lange Tradition hat und trotz ihres wechselhaften Schicksals und der damit einhergehenden Wandlungen und Umgestaltungen fortbesteht.
Es geht zurück auf die 1919 in München von Dr. Friedrich Würzbach gegründete Nietzsche-Gesellschaft e.V.. Weitere Vorstandsmitglieder waren u.a. Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Ernst Bertram, Leo Schestow, Richard Oehler und Heinrich Wölfflin. Von Anfang an hatte die Vereinigung eine philologisch korrekte und vollständige Herausgabe von Nietzsches Nachlass zu einer ihrer Hauptaufgaben erklärt und dieses Ziel auch während der Zeit des Nationalsozialismus verfochten.
Von der Gestapo 1943 aufgelöst und verboten, wurde die Nietzsche-Gesellschaft in den Jahren nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus von ihrem Gründer wiederbelebt - gegen alle Schwierigkeiten und Vorurteile, mit denen öffentliche Nietzsche- Veranstaltungen in dieser Zeit zu kämpfen hatten. Nach dem Tode von Würzbach (1961) folgte ein "Auflösungsdrama", das 1964 mit der Löschung aus dem Vereinsregister endete. Schon ein Jahr später rief jedoch Dr. Michael Schweiger, der sich der Auflösung widersetzt hatte, die Vereinigung - zunächst unter seiner Leitung - als (nicht eingetragene) Nietzsche-Gesellschaft erneut ins Leben. Ab 1969 wurde sie von Albert Kopf unter dem bescheideneren Namen Nietzsche-Kreis München. Gemeinschaft zur Pflege der Philosophie Nietzsches weitergeführt.
Albert Kopf - von Beruf Ingenieur - setzte in den 18 Jahren, in denen er den Nietzsche-Kreis München leitete, sich und den seinen äußerst weitgespannte Ziele: Forschungsaufgaben in Kooperation mit Universitäten, Archiven, Bibliotheken (u.a. eine internationale Nietzsche-Bibliographie seit 1870); ein Vorstoß, das Nietzsche- Archiv in Weimar westdeutschen Forschern zugänglich zu machen, war geplant. Vieles musste unvollendet bleiben, manches blieb auch in den Anfängen stecken - teils, weil die Bewältigung der Vorhaben die Kraft eines Einzelnen überstieg, teils, weil die Umstände hierfür nicht eben günstig waren; in der öffentlichen Meinung schien Nietzsche ja lange Zeit durch den Nationalsozialismus belastet. Dennoch wurde Albert Kopf durch seine Unermüdlichkeit ein Pionier der um 1970 beginnenden "Nietzsche-Renaissance". Es gelang ihm, Nietzsches Denken in seiner existentiellen Dimension einem interdisziplinären nicht auf Fachkreise beschränkten Publikum lebendig zu erhalten.
Die Ära der Bemühungen seines Kreises um eine "Pflege der Philosophie Nietzsches" bildet ein Bindeglied zwischen der anfänglichen Blütezeit der Nietzsche-Rezeption, in der die erste Nietzsche- Gesellschaft gegründet worden war, mit dem höchst lebendigen, vielgestaltigen Nietzsche-Interesse unserer heutigen Gegenwart. Im Alter von 84 Jahren suchte Albert Kopf Nachfolger für die Aufgabe, den Fortbestand des Nietzsche-Kreises zu sichern, und fand sie 1987 in Dr. Wolfgang Class und Dr. Beatrix Vogel. Seit Ende 1988 setzt Dr. Beatrix Vogel, unterstützt durch einen Kreis aktiver Teilnehmer, die Arbeit für den Nietzsche-Kreis München als ein Forum für philosophisches Denken mit Friedrich Nietzsche fort. Zur Feier des 80. Gründungsjubiläums der Nietzsche-Gesellschaft am 29. November 1999 wurde der “Kreis” umbenannt in Nietzsche-Forum München - Denken mit Friedrich Nietzsche und hat sich im 100. Todesjahr des Denkers: am 13. Juni 2000, als Nietzsche-Forum München e.V. erneut rechtsfähig konstituiert. Eines der Gründungsmitglieder ist der verstorbene Kulturkritiker, Schriftsteller und Nietzsche-Forscher Prof. D. Werner Ross; ein anderes ist unser heutiger Ehrenvorsitzender, Prof. Dr. h.c. Heinz Friedrich, Initiator der Kritischen Studienausgabe der Werke Nietzsches im dtv-Verlag, und langjähriger Direktor der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
(Eine ausführliche Dokumentation der Geschichte des Vereins mit Bilddokumentation ist in Vorbereitung.)