Eros, Liebe, Freundschaft

Einladung: Vortrag

für Montag, den 28.03.2022
um 19.00 Uhr, in der → Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing (Kontakt +49 176 41754062).

Prof. Dr. Renate Reschke (Berlin)

Des Sophokles schlechte Stunde ...?
Warum Nietzsche Eros anders sieht

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Der Titel des Vortrages bezieht sich auf eine Nachlasssentenz Nietzsches im gedanklichen Umfeld der Entstehung der Fröhlichen Wissenschaft, notiert im Herbst 1881 (NL 14[24], KSA 9, 631). Anders als im dortigen Aph. 14 Was Alles Liebe genannt wird, attackiert Nietzsche hier den an sich hochgeschätzten attischen Tragiker wegen einer überlieferten Äußerung, er schätze sich glücklich, mit zunehmendem Alter aus der Umklammerung dieses ‚wütendem Dämons‘ in immer größerem Maße befreit zu sein und unterstellt ihm ein zutiefst problematisches Verhältnis zu einem der wesentlichsten Götter, den die antike Kultur hervorgebracht habe. In dieser Kontraposition zu Sophokles, dessen Antigone ruft er später als Kronzeugin (nicht ohne Hölderlin) auf, steckt ein weitreichendes Eros-Bild, das alle seine Facetten in mythologischer, philosophischer, moral- und christentumskritischer wie in ästhetisch-kulturkritischer Dimension einschließt. Von den frühen Eros-Überlegungen 1864 in Auseinandersetzung mit Platons Gastmahl über den kurzen, aber aussageintensiven Auftritt Cupidos im Zarathustra bis zur Anschuldigung an das Christentum, dem Gott des Lebens Gift gegeben zu haben und er daran zum ‚Laster‘ entartet sei (Jenseits von Gut und Böse, Aph. 168) und einer Apotheose des Dionysischen zieht sich der Faden (der Ariadne?), den mächtigen und sinnenfreudigen Gott erneut in alle seine Rechte und in seine Reichweite einzusetzen: Nietzsches Votum für eine Eros-Kultur, an der sich der Mensch immer neu abarbeiten und widersprüchlich selbst bestimmen muss.

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!
Unkostenbeitrag € 10.-- / 5.-- (Mitglieder) / Studenten frei
Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München