Einladung
Druckversion

für Montag, den 29. Mai 2006, um 19.00 Uhr, in der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing

Dr. Stephan Günzel (Univ. Jena):
Geophilosophie –
Nietzsche im Kontext der zeitgenössischen Erd- und Raumwissenschaften

Friedrich Nietzsche wird in Forschung und Öffentlichkeit bislang vor allem als Kritiker und Philosoph wahrgenommen. Dass er sich jedoch ausgiebig mit den Themen der Naturwissenschaften seiner Zeit auseinandersetzte, ist meist nur der Nietzscheforschung geläufig. Kaum jemand weiß darüber hinaus um Nietzsches Beschäftigung mit geowissenschaftlichen Fragestellungen. Dabei ist sein gesamtes Werk, bis in die Metaphorik seiner poetischen Texte hinein, durchzogen von geologischen und geographischen Bezugnahmen. Vor allem anhand seiner Lektüren, die im Zuge der kritischen Edition der Werke Nietzsches seit den späten 1960er Jahren vermehrt in den Mittelpunkt rücken, kann Nietzsches erdkundliche, archäologische und prähistorische Wissen rekonstruiert werden. Aus Arbeiten zur politischen Geographie im Umfeld Friedrich Ratzels beispielsweise sammelte er Argumente gegen geschichtslastige Ansätze der Philosophie. Aus Arbeiten zur Ur- und Frühgeschichte generierte er Hypothesen zum zeitlichen Zusammenfallen von Sesshaftigkeit und Moralursprung. Die Überlegungen laufen schließlich zusammen in Nietzsches Bemühen um eine anti-Newtonsche Raumontologie, die in Anlehnung an thermodynamische Grundsätze und im Vorfeld der Relativitätstheorie die Wiederverkoppelung von Ausdehnung und Materie fokussierte. Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit! Unkostenbeitrag € 8.--/6.--

Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München