Einladung
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für Montag, den 28. November 2011
um 19.00 Uhr, in der Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing
(Kontakt 08024-1453)

Dr. Reinhard Knodt:
Das Primat des Ästhetischen -
Nietzsche in später Anwendung auf Phänomene des Bauens, Lebens und Arbeitens in unserer Zeit

Von Nietzsche selbst sind nur wenige Äußerungen zur Architektur seiner Zeit und den Ansichten der "Häuserbauer" überliefert, "deren Meinungen umgefallen sein werden, bevor ihre Häuser umfallen." Dennoch hat sein Primat des Ästhetischen erstaunliche Wirkungen auf die Theorie der Architektur, auf Fragen der Lebensführung und der Organisation von Arbeit der Wende vom 19. zum 20. Jh. gehabt.
Einer der wichtigsten Bezüge dürfte sich über den Vergleich der Einflußlinien mit dem englischen Ästhetiker John Ruskin ergeben, der übrigens im gleichen Jahr wie Nietzsche starb. Stichworte dieses Vergleichs sind Überlegungen zum spätwilhelminischen Stil, zur Neogotik, zum Jugendstil und zur Bauhaus-Moderne, aber auch Fragen der gesellschaftlichen Organisation vom Frühsozialismus bis zur Arts and Crafts-Bewegung des William Morris.
Nietzsche wird verhältnismäßig oft als Antipode des "englischen" Liberalismus interpretiert und setzt sich gelegentlich selbst von den "Engländern" ab. Dennoch lassen sich eine ganze Reihe Brückenschläge nach England finden, die nicht bloß ästhetizistisch unverbindlich bleiben. Zuletzt trifft sich Nietzsches Ablehung des modernen, verkleinerten Massenprodukts Mensch im Fabrikzeitalter mit der Forderung der Arts and Crafts - Bewegung nach kleinteilier Arbeitsorganisation von Menschen, die der Erde treu bleiben und der Feier des Handwerks in den letzten Arbeiten des englischen Modernismuskritikers Richard Sennet in dessen buch Handwerk von 2008.

Zu Dr. Reinhard Knodt
Reinhad Knodt (1951) studierte Philosophie bei Hans Georg Gadamer, Friedrich Kaulbach und Manfred Riedel. Er ging nach zehn Jahren Universitätsphilosophie in Erlangen, Bayreuth, Bamberg und Dublin zum Bayerischen Rundfunk. Seit 2002 lehrt er mit Unterbrechungen mit Kunstphilosophie an der Universität der Künste in Berlin und engagiert sich in Visva Bharati (Bolpur/Indien). Viele Rundfunkbeiträge und Essays zum Thema Architktur, zeitgenössische Kunst, Kulturphilosophie und Literatur. (Essays bei Bouvier und Reclam).

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!

Unkostenbeitrag € 8.--/6.—

Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München