Einladung
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für Donnerstag, 25. - Samstag, 27. Oktober 2012
in der Seidlvilla,
Nikolaiplatz 1b, München-Schwabing

Symposion:
Rätsel Mensch Menschenwürde nach Nietzsche

Konzeption: Dr. Beatrix Vogel und Stefan Grosser
Tel. / Fax 08024-1453

 

Einführung  von Dr. Beatrix Vogel und Stefan Grosser

Die philosophia perennis ist beherrscht von der Ansicht, es gebe einen Grundgehalt der abendländischen Philosophie und die damit verbundenen Grundprobleme hätten sich seit ihrer Entdeckung in der Antike nicht wesentlich verändert. Demgegenüber stehen wir in einer Zeit gewaltiger Veränderungen – man denke an die Entwicklungen in den Biotechnologien – mit unabschätzbaren Konsequenzen für das Menschenbild und damit auch für die menschlichen Steuerungs- und Orientierungsmöglichkeiten im weiteren Evolutionsprozeß.

Ansprüche einzelner empirischer Wissensdisziplinen (Evolutionsbiologie, Neurowissenschaften, Kybernetik, Systemtheorie) auf das Feld einer prima philosophia sowie grundlegende Veränderungen der Wissenskonzeption in den postmodernen Debatten, die, im engeren oder weiteren Anschluß an Nietzsche, einen alethischen und ethischen Nihilismus artikulieren und, unter der Prämisse der Unmöglichkeit der Erkenntnis von Wahrheit, zur Begründung von Wissensansprüchen und Normen lediglich deren jeweilige gesellschaftliche Akzeptanz heranziehen, stellen auch das humanistische Konzept der Menschenwürde in Frage, insbesondere die Nichtabstufbarkeit der Würde und die Sonderstellung des Menschen. Aktuelle Vorschläge in diesen Debatten (vgl. Stefan Lorenz Sorgners zentrale Monographie »Menschenwürde nach Nietzsche«, WBG 2010), aus dem Menschenwürdeprinzip des deutschen Grundgesetzes die Relikte von christlichem und Kantischem Denken zu eliminieren und – ungeachtet der sog. »Ewigkeitsgarantie« des Art. 79 – den sprachlichen Ausdruck »Würde des Menschen« aus Art. 1 GG zu verabschieden, sowie die Versuche (im Post- und insbesondere im Transhumanismus), über das im Grundgesetz verankerte Konzept des Menschen hinauszugehen und den evolutionären Schritt zu einer neuen Art einzuleiten, fordern dazu heraus, die politischen und philosophischen Implikationen und Konsequenzen dieser Positionen zu fokussieren.

Läßt sich die Essenz des humanistischen Paradigmas aus ihrem Kontext herauslösen und in neuer Weise und Form, im Kontext gegenwärtigen Denkens, als Grundlage eines zukunftsfähigen Menschenverständnisses und einer zukünftigen Kultur des Wissens formulieren?

Das Symposion soll den Bewußtseinsschub, den die Frage nach dem Menschen durch die heutigen postmodernen-posthumanistischen Debatten erfährt, fördern, für eine detaillierte Vergegenwärtigung unterschiedlicher Konzepte der Menschenwürde nutzen und speziell untersuchen, (1.) was diese unterschiedlichen Konzepte politisch-verfassungsrechtlich bedeuten oder bedeuten würden und (2.) was ein radikaler Immanentismus und ein damit einhergehender Verlust der kategoriallogischen Ebenendifferenz, auf die sich ein am klassischen Würdekonzept orientiertes Menschenbild stützt, logisch-erkenntnistheoretisch-philosophisch bedeutet.

Programm
Do., 25.10.2012, 18.00 – 20.30
Fr., 26.10.2012, 14.00 – 21.30
Sa., 27.10.2012, 10.00 – 21.30

Donnerstag, 25.10.2012:
18.00 – 18.30: Dr. Beatrix Vogel: Begrüßung  
18.30 – 19.30: Prof. Dr. Michael von Brück:
Menschenwürde in verschiedenen Religionen und Kulturräumen
19.30 – 20.30: Diskussion

Freitag, 26.10.2012:
14.00 – 14.30: Dr. Beatrix Vogel: Begrüßung
14.30 – 15.30: Prof. Dr. Ram Adhar Mall:
Zur Stellung des Menschen im großen Haushalt der kosmischen Natur – eine interkulturelle Perspektive
15.30 – 16.30: Prof. Dr. Dr. Manfred Görg: Menschwerdung Gottes und Gottwerdung des Menschen – religionsgeschichtliche Implikationen
16.30 – 17.00: Kaffeepause
17.00 – 18.00: Prof. Dr. Lore Hühn:
Selbstbestimmung bei Schopenhauer – mit Blick auf Nietzsche
18.00 – 19.00: Prof. Dr. Edith Düsing: Zum revolutionären Bruch im Menschenbild zwischen Kant und Nietzsche (mit Ausblick auf die erratische Postmoderne)
19.00 – 20.00: Buffet
20.00 – 21.30: Podiumsdiskussion

Samstag, 27.10.2012:
10.00 – 10.30: Dr. Beatrix Vogel: Begrüßung
10.30 – 11.30: Dr. Stefan Lorenz Sorgner:
Jenseits einer rigiden Konzeption des Anthropozentrismus. Über den moralischen Status von Menschen, Menschenaffen und Computern
11.30 – 12.30: Prof. Dr. Annemarie Pieper:
Der Sinn der Erde. Nietzsches Umwertung der Menschenwürde
12.30 – 13.30: Buffet
13.30 – 14.30: Dr. Oliver W. Lembcke:
Menschenwürde und Menschenwürdeschutz. Eine politiktheoretische Betrachtung des Art. 1 GG
14.30 – 15.30: Karl-Heinz Schindler:
Vom Axiom zur Leerformel? Geistesgeschichtliche »Relikte« des Menschenwürdebegriffs in Artikel 1 des Grundgesetzes
15.30 – 16.00: Kaffeepause
16.00 – 17.00: Prof. Dr. Peter André Bloch: Das Problem der Menschenwürde bei Nietzsche – im Vergleich zu H. Hesse und F. Dürrenmatt       
17.00 – 18.00: Prof. Dr. Kurt Weis:
Grenzerfahrung und Menschenwürde: Die Körperkünste der verschiedenen Kulturen als würdige Abenteuer für Leib und Seele
18.00 – 19.00: Buffet
19.00 – 21.30: Podiumsdiskussion

Referenten

Peter André Bloch: geb. 1936. Seit 1992 Professor für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft an der Université de Haute Alsace Mulhouse. Leiter des Nietzsche-Hauses in Sils-Maria; Direktoriumsmitglied der Friedrich-Nietzsche-Stif-tung. Zahlreiche Publikationen zur vergleichenden Literatur- und Kunstgeschichte.
Michael von Brück: geb. 1949. Seit 1991 Vorstand des Instituts für Religionswissenschaft der LMU München; Implementierung des interfakultären Studiengangs Religionswissenschaft. Zahlreiche Ver-öffentlichungen zu Hinduismus, Buddhismus und zum interreligiösen Dialog; jahrelanger Gesprächspartner des Dalai Lama. Joga- und Zen-Lehrer.
Edith Düsing: geb. 1951. Prof. em. für Philosophie an der Albertus-Magnus-Universität Köln. Dozentin für Philosophie und Geistesgeschichte an der freien Hochschule Gießen. Bis 1994 Vorstand der Internationalen Johann-Gottlieb-Fichte-Gesellschaft. Arbeiten u.a. zu Fichte, Kierkegaard und Nietzsche sowie u.a. zum Deutschen Idealismus, zur neuen Phänomenologie und zur analyt. Tiefenpsychologie.
Manfred Görg: geb. 1938. Dr. phil. et Dr. theol., Prof. em. für Alttestamentliche Theologie und Ägyptologie in München und Vorstand des Instituts für Biblische Exegese. Begründer der »Gesellschaft der Freunde Abrahams e.V.«. Forschungen zu altägyptischen Religionen sowie zu Abrahamitischer Spiritualität und Ökumene (Judentum, Islam, Christentum).
Lore Hühn: Prof. für Philosophie an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg; Gründungs- u. Direktoriumsmitglied des interdisziplinären Ethikzentrums Freiburg. Vorstandsmitglied der Schopenhauer-Gesellschaft und Präsidentin der Intern. Schelling-Gesellschaft; Kommissionsmitglied der Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Oliver W. Lembcke: geb. 1969. Seit 2004 Lehrbeauftragter im Bereich Politische Theorie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; DFG-Stipendiat im Graduiertenkolleg »Menschenwürde und Menschenrechte«; Professurvertretung der Professur für Politikwissenschaft, insbes. vergleichende Regierungslehre; Mitherausg. der Reihe POLITIKA im Verlag Mohr Siebeck.
Ram Adhar Mall: geb. 1937. Prof. em. für Interkulturelle Philosophie an der LMU München und an der Universität Köln. Gründungspräsident der Gesellschaft für Interkulturelle Philosophie e.V.; umfangreiche Publikationen zur Vergleichenden Philosophie und Religionswissenschaft, zu Hinduismus und Buddhismus; Forschungsarbeiten zur Interkulturellen Philosophie als neuer Orientierung.
Annemarie Pieper: geb. 1941. Ordentl. Prof. em. für Philosophie am Philosophischen Institut der Universität Basel. Mitherausgeberin der Kritischen Gesamtausgabe der Briefe Friedrich Nietzsches; Moderation »Sternstunde der Philosophie« beim Schweizerischen Fernsehen; »Einführung in die Ethik« (Standardwerk des Fachs); Roman-Autorin.
Karl-Heinz Schindler: Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Regensburg; bis 2000 Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Arbeitsgebiete: Arztrecht, Recht der Religionsgemeinschaften im öffentlichen Bereich, Schul-, Hochschul-, Prüfungsrecht sowie Medienrecht. Mitgl. d. literarisch-historischen Knorr-von-Rosenroth-Gesellschaft.
Stefan Lorenz Sorgner: geb. 1973. Wiss. Mitarbeiter an der Professur Ethik in der Medizin der FAU Erlangen; Editorial-Board-Mitglied des »Journal of Evolution and Technology« und der Buchreihe »Musikphilosophie« sowie Editor der Buchreihe »Beyond Humanism: Trans- and Posthumanism« (Peter Lang); »Menschenwürde nach Nietzsche. Die Geschichte eines Begriffs« (WBG).
Kurt Weis: geb. 1940, als Jurist in Harvard promoviert, für Soziologie habilitiert, unterrichtete 25 Jahre Sozialwissenschaften an der TU München. Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Projekte u. Publikationen zu Soziologie u. Anthropologie kulturbedingter Körpertechniken der Erfahrungssuche. Berichtet aus eigenen Erfahrungen von den Techniken versch. Kulturen, das einmalig Menschliche hervorzuholen.

Bitte bringen Sie interessierte Freunde und Bekannte mit!

Eintritt: € 16,- / 12,- (inkl. Kaltes Buffet)
Studenten frei

Mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München

Das Gesamtprogramm können Sie hier auch als PDF downloaden:
Gesamtprogramm als PDF

Herzlich danken wir Idas Milchladen für das sponsern der großzügigen Kaffee-, Mittags- und Abendbüffets.
Idas Milchladen, Ida Eppinger
Kreuzstr. 23, 80331 München
www.idasmilchladen.de